1) Was ist FIP?
Feline Infektiöse Peritonitis(FIP) ist eine Viruserkrankung, die durch eine aggressive Mutation des felinen Coronavirus ausgelöst wird. FIP befällt nicht nur Hauskatzen, sondern auch Großkatzen wie Löwen und Leoparden. Die Gefahr besteht in der Mutation des, an sich harmlosen, Coronavirus im Katzenkörper zum eigentlichen FIP-Virus. Dies passiert in etwa bei ein bis zwei Prozent der Katzen, die den Coronavirus in sich tragen. Die durchschnittliche Restlebenszeit beträgt dann neun Tage. Warum Katzen FIP entwickeln, ist noch nicht restlos geklärt. Als Auslöser werden vor allem Stress (Umzug, Einzug eines neuen Artgenossen, …) sowie genetische Prädisposition vermutet .In ihrer nicht mutierten Form werden die Viren vornehmlich über den Kontakt mit Kot, Speichel oder Nasensekret eines infizierten Artgenossen übertragen. Wenn viele Katzen auf relativ engem Raum zusammenleben (Tierheime/Tierpensionen), kann dies die Verbreitung der Viren begünstigen. Sie können Magen-Darm-Erkrankungen auslösen, die in der Regel aber mild verlaufen. Außerhalb eines Wirtskörpers sind die Viren bis zu sieben Tage überlebensfähig. Menschen können zu Zwischenträgern werden, die Viren „einschleppen“ und auf die Katze übertragen. Eine Ansteckungsgefahr von Tier zu Mensch besteht aber nicht.
2) Welche Formen von FIP gibt es?
Es gibt zwei verschiedene Formen von FIP. Diese sind feuchte FIP v.a. erkennbar an einem „Wasserbauch“ und die trockene FIP. Bei der trockenen FIP kann es auch eine okuläre (die Augen betreffende) und/oder eineneurologische (das Gehirn betreffende) Beteiligung geben.
3) Wie erkenne ich Anzeichen von FIP?
Erkennungszeichen können vorgestaffelt leichter Schnupfen, Absonderung von Nasen- und Tränensekret, Fressunlust und Durchfall sein. Danach kann Apathie, nicht abklingendes Fieber, keine Nahrungsaufnahme, Atemnot, massiver Durchfall, unterschiedliche Augenfarbe und Pupillengröße, Bewegungsausfälle oder der Wasserbauch, je nach Ausprägung der FIP folgen. Indizien finden sich v.a. im Blutbild bzw. durch einen PCR-Test.
4) Wie können Tierärzte FIP diagnostizieren?
Wenn ein FIP-Verdacht besteht, ist der erste Schritt eine Diagnostik durch den Tierarzt. Folgende Informationen könnten für den Tierarzt hilfreich sein, da FIP zu den am häufigsten fehldiagnostizierten Katzenkrankheiten gehört. Die Diagnostik erfolgt in Form einer Pyramide (s. folgende Abbildung). FIP-Diagnostik durch den Tierarzt: 1 Diagnostik (klinische Symptome, Blutwerte, Befund vom Erguss bzw. vom Gewebe) Zunächst einmal MUSS die Katze mit dem Coronavirus (FCoV) infiziert sein, um FIP zu entwickeln. Die Inkubationszeit für die effusive FIP beträgt in der Regel einige Tage bis zu einem Monat. Die Inkubationszeit für die nicht effusive FIP kann bis zu einem Jahr betragen. FIP tritt am häufigsten nach der ersten Exposition gegenüber dem Virus auf, wenn eine Katze hingegen seit über einem Jahr mit dem FCoV infiziert ist, ist es eher unwahrscheinlich, dass sie FIP entwickelt. Die effusive FIP ist die akute Erkrankung. Sie tritt innerhalb von 4-6 Wochen, oftmals nach einem Stressereignis im Leben der Katze auf, während non-effusive FIP monatelang bis jahrelang inkubieren kann. Jedes Blutgefäß von jedem Organ kann betroffen sein, und die klinischen Anzeichen resultieren aus einer Schädigung dieses Organs. Bei der effusiven FIP sind viele Blutgefäße betroffen, so dass Flüssigkeit in den Bauch, Thorax oder Perikard austreten kann. So kann es bei der Katze zu einem Aszites, Pleura-oder Perikarderguss kommen. Die Temperatur von Katzen mit FIP übersteigt selten 39°C. Eine Katze mit einem Pleuraerguss leidet außerdem unter einer Dyspnoe (Atemnot).
5) Gibt es eine Behandlung gegen FIP und wie sieht eine solche aus?
Es gibt mittlerweile mehrere Studien (Nils Pedersen et al/Universität Davis bzw. Katrin Hartmann und Sandra Felten et al/LMU München), die zeigen, dass es eine erfolgversprechende Behandlung gegen FIP gibt. Behandelt wurde die mutierte Form des Coronavirus, also FIP mit einem Virostatikum. Dies war ein RNA-Inhibitor (RTI). Das sind Arzneistoffe, die zur antiviralen Behandlung eingesetzt werden, indem sie als falsche Bausteine in die DNS eingebaut werden. In einem Feldversuch an 31 Katzen mit natürlich vorkommender FIP wurde dieses Virostatikum eingesetzt. Dieser Feldversuch, unter der Leitung von Prof. Dr. Niels Pedersen zeigte, dass das eingesetzte Virostatikum hochwirksam war und sich damit vielversprechende Behandlungserfolge bei Katzen zeigten. Die Ergebnisse der Studie wurden am 13. Februar 2019 im Journal of Feline Medicine and Surgery (JFMS) veröffentlicht. Das Produkt hat derzeit noch keine Zulassung, weil nach Abschluss der Studie der pharmazeutische Unternehmer sein Patent nicht mehr freigeben wollte. An einer Lösung hinsichtlich der Zulassung zur Behandlung von FIP arbeiten derzeit die Wissenschaftler jedoch weltweit. Es handelte sich also um keinen Impfstoff, sondern um eine Therapie über mindestens 3 Monate, indem man der betroffenen Katze das Virostatikum täglich subcutan (unter die Haut) verabreichte. Unterstützt wurde die Behandlung durch Zugabe von Vitamin B12, Leberschutz und Omega3-Fettsäuren. Mittlerweile hat auch die LMU München in zwei weiteren Studien den Erfolg durch die Verabreichung des Virostatikums in einer oralen Form nachgewiesen. Die Heilungschancen lagen insgesamt bei den Studien bei etwa 90 Prozent. Der entscheidende Faktor war der Zeitpunkt des Beginns der Behandlung. Durch eine rasche und richtige Diagnostik wurden die Erfolgsaussichten wesentlich erhöht. Die Studien sind unter Dateien verfügbar.
6) Meine Katze ist FCOV-positiv. Bekommt sie jetzt FIP?
Nein! Man spricht von einer Corona positiven Katze, wenn der Wert für den FCOV-Titer >9 oder >43 (abhängig von der verwendeten Referenzskala) ist. Deswegen muss kein FIP ausbrechen. Etwa 90 Prozent der Katzenpopulation haben einen erhöhten Titer und bei ein bis zwei Prozent davon bricht FIP auch tatsächlich aus.
7) Ist FIP ansteckend für meine anderen Katzen?
Eine Ansteckung mit FIP (mutierter FCOV-Virus) ist extrem unwahrscheinlich und de facto auszuschließen. Lange Zeit vermutete man, dass die Punktatflüssigkeit ansteckend ist. Neuere Studien stellen auch diese Form der Ansteckung infrage. Eine Ansteckung mit dem FCOV-Virus ist zu dem Zeitpunkt, wenn FIP bei einer Katze ausbricht, höchstwahrscheinlich bereits erfolgt. Daher macht auch eine Separierung der erkrankten Katze wenig Sinn.
8) Kann ich gegen FIP vorbeugen?
Hohe Sauberkeit und Vermeidung von Stress sind die effizientesten Vorbeugemaßnahmen. Es gibt auch eine Impfung, die über die Nase eingebracht wird. Diese ist unter den Experten höchst umstritten. Erstens darf sie nur Katzen verabreicht werden, die FCOV negativ sind und dies ist nur eine Minderheit der Population. Zweitens vermuten einige Experten, dass diese Impfungauch erst zu FIP führen kann.
9) Wohin kann ich mich wenden, wenn bei meiner Katze nach der Diagnostik durch den Tierarzt der Verdacht auf FIP besteht?
Wenn der Verdacht auf FIP durch den Tierarzt festgestellt wurde, bietet diese Homepage die Anlaufstelle, um eine möglichst zielgerichtete Beratung zu erhalten.